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Jesus – der Livestream!

Wenn du Abendmahl feierst, ist Jesus da für dich eher wie ein Video oder wie ein Livestream?

Zugegeben: Das wird jetzt hier zum Teil etwas flappsig. Und auch nicht immer theologisch korrekt. Aber: während meines 2. Examens war das Abendmahl ein großes Thema und mit ein paar Leuten aus meinem Kurs haben wir irgendwann uns überlegt, wie man eine der größeren theologischen Fragen rund um Jesus und das Abendmahl mit heutigen Beispielen beschreiben könnte.

Wir haben diese Gedanken nie zu Ende geführt. Aber ich mag sie auch in ihrer rudimentären Form. Also – worum geht es? Letztlich geht es um die Frage, ob und wie Jesus in der Feier des Abendmahls „präsent“ ist. Man könnte auch sagen: Wie ist Jesus im Abendmahl dabei? Das macht sich besonders an Brot und Wein fest: Sind Brot und Wein nur zwei Symbole? Oder werden Brot und Wein im Abendmahl „verwandelt“ – und zwar in Jesus?

Bei uns in der evangelischen Kirche gibt es da mindestens zwei verschiedene Ansichten:

Das Video

Manche sagen, dass Jesus „memorial“ dabei ist. Sozusagen in der Erinnerung, aber er ist nicht wirklich dabei. Ich finde, das kann man sich wie ein aufgenommenes Video vorstellen. Stell dir vor, Jesus hätte vor 2.000 Jahren ein Video von sich aufgenommen und das wird jetzt bei jeder Abendmahlsfeier abgespielt. Dann ist Jesus zwar „dabei“, aber eigentlich eben auch nicht. Wenn ich es ganz stark vereinfachen darf, dann ist nach diesem ersten Verständnis das Abendmahl ein Video, in dem Jesus zu uns spricht: „Ich habe dich lieb“. Bzw.: Brot und Wein sind wie dieses Video. Und wenn du Brot und Wein zu dir nimmst, dann ist das wie ein Video von Jesus anschauen, in dem er sagt: „Ich habe dich lieb“. Und dieses Video spielen wir überall auf der Welt immer wieder Sonntags ab. Damit ist Jesus Botschaft in jedem Abendmahl. Und in diesem Sinne er auch.

Der Livestream

Andere sagen, dass Jesus „wirklicher“ da ist. Er ist zwar immer noch nicht das Brot und der Wein – aber er ist auch mehr dabei als nur in einem Video. Ich finde, das kann man sich wie einen Livestream vorstellen. Ein Livestream ist ja kein Video aus alten Tagen, sondern da sitzt wirklich jemand jetzt gerade vor einer Kamera und ich sehe ihn per Stream. Klar: Damit ist Jesus immer noch eigentlich woanders und nicht so richtig im Abendmahl. Aber: Jetzt schauen wir uns nicht mehr ein altes Video an, sondern Jesus sagt live und direkt: „Ich habe dich lieb“. Das ist – so finde ich – ja schon ein deutlicher Unterschied, ob ich mir „nur“ ein aufgenommenes Video anschaue oder ob jemand mir live etwas zusagt. Nach diesem Verständnis sind Brot und Wein weiterhin Brot und Wein – aber Jesus spricht live durch die beiden zu dir.

Livestream plus Videochat?

Nun hat der Livestream aber ein Problem: er ist nur einseitig vollständig kommunikativ. Wenn ich einen Livestream starte, dann könnten unendlich viele Menschen zusehen. Und wenn ich etwas sage, könnten das auch alle hören. Allein: Ich kann nicht hören, was alle Zuschauer sagen. Deshalb ist die Idee, dass Jesus im Abendmahl per Livestream dabei ist, auf eine Art noch defizitär. Schön an der Idee ist, dass wir in jedem Abendmahl wirklich Kontakt mit Jesus haben. Schade an der Idee ist, dass eigentlich nur Jesus mit uns und nicht wir mit ihm Kontakt hätten.

Das kann man zumindest in dem Sinne verbessern, dass wir uns vorstellen, dass Jesus eine Videochat parallel zum Livestream führt. Wir können ihm also alle schreiben, was uns bewegt. Er kann das lesen und darauf reagieren antworten. Entsprechend gilt: Wenn Jesus eher Livestream mit Chat als nur ein Video ist, dann ist die ganze Sache auch kommunikativer und „näher“ an Jesus dran.

Jesus als Tablet?

Die beiden Varianten, die ich dir bislang benannt habe, entsprechen grob dem evangelischen Abendmahlsverständnis. Manche sagen, Jesus ist nur in der Erinnerung im Abendmahl anwesend, andere sagen, Jesus ist „realpräsent“ ähnlich wie bei einem Livestream.

Und dann gibt es da auch noch weitere Möglichkeiten, z.B. das klassisch-katholische. Da wird es etwas schwierig, denn die Grundidee ist, dass Brot und Wein sich wandeln und zu Jesus werden. Entsprechend müsste man wohl sagen: Jesus ist dann nicht mehr das Video und nicht mehr der Livestream, sondern vielleicht eher das Tablet (oder das jeweilige Endgerät, auf dem du eben sonst das Video/den Stream gesehen hättest)?

Ich muss zugeben: Ich glaube spätestens hier hakt das Bild. Zumindest komme ich gedanklich nicht weiter.

Und mit Sicherheit finden hier so einige etliche andere Punkte, wo der Vergleich mit dem Video und dem Livestream hakt… aber ich dachte mir: ich hau den Vergleich mal raus und freue mich auf eure Rückmeldungen. Und vielleicht hilft es dir ja auch, dein eigenes Abendmahlsverständnis zu klären. Sei es zum ersten Mal oder sei es mal wieder.

Und wie ist das Abendmahl für dich?

Daher freue ich mich über deine Rückmeldung: Ist Jesus für dich eher als Video oder als Livestream im Abendmahl / in Brot und Wein im Abendmahl dabei? Oder noch ganz anders?

 

 

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2 Comments

  1. gerd says:

    Aus katholischer Sicht: Jesus ist wirklich und wahrhaftig gegenwärtig, wenn der Priester die Wandlungsworte spricht.
    „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“
    Versetzen wir uns in diese Szene im Abendmahlssaal in den Kreis der Jünger. Dann wird einiges verständlicher.

  2. gerd says:

    Mit etwas mehr Zeit: Jesus will, dass wir sein Fleisch essen und sein Blut trinken. Die Schrift ist da eindeutig. Da können Vergleiche nur sehr schwer herhalten. Gerade der Vergleich mit den modernen Medien. Wer wird schon ein Tablet verspeisen wollen? Um es abzukürzen: Jesus will das wir tätig werden. Ein Video können wir uns anschauen, wir können daraus lernen, aber es kann kein Teil von uns selber werden. Das aber genau will Jesus. Er will, dass wir mit ihm ganz verbunden sind. Nicht nur durch WhatsApp oder Twitter, sondern leiblich und geistlich. Als Jesus seinen Jüngern aufgetragen hat, sie sollen das Abendmahl zu seinem Gedächtnis feiern, dann war der Glaube, dass er wirklich und wahrhaftig bei diesem Gedächtnis anwesend ist, nur die logische Folge. Wer durch geschlossene Türen gehen kann, wer den Menschen versprochen hat, dass er mitten unter ihnen sein wird, dann ist die Spekulation über die reale Präsenz eher hinderlich.

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