Bist du auch gerade dabei die neueste Staffel von „7 vs. Wild“ zu schauen? Ich bin auf jeden Fall großer Fan und deshalb gibt es meinem Buch „Jesus, der Hund muss raus“ auch ein Kapitel mit dem Namen „Jesus vs. Wild“. Es geht natürlich um die Show, um Engel, Polarlichter, die Frage, ob es eigentlich Außerirdische gibt und etliches mehr. Hier kommt exklusiv auf meinem Blog als Leseprobe für dich das gesamte Kapitel!
Kurz vorab: wenn du mehr über mein Buch „Jesus, der Hund muss raus“ wissen möchtest, dann schau gerne hier vorbei. Du bekommst das Buch überall, wo es Bücher gibt offline wie online und natürlich auch bei Amazon.
Das Buch hat 12 Kapitel und das Kapitel „7 vs. Wild“ ist das elfte davon. Sprich: es ist gut möglich, dass für dich nicht alles Sinn ergibt oder du ein paar offene Fragen hast 😉 Du kannst all deine Fragen gerne hier als Kommentar posten – und ansonsten hilft es sicherlich das gesamte Buch zu lesen 😉 Gibt es übrigens auch als eBook!
Jetzt aber viel Spaß beim Lesen!
Leseprobe aus Kapitel 11: „Jesus vs. Wild“
»Du hast dir ein Tattoo machen lassen? Spinnst du?!«
»Mama!«
»Ich glaube, es hakt bei dir!«
»Ich bin ja wohl alt genug, um …«
»Wenn das dein Vater sieht!«
»Du weißt genauso gut wie ich, dass er Einhörner liebt und sich bis heute ärgert, dass er keine erschaffen hat!«
»Ich meinte deinen anderen Vater!«
»Der hat mir gar nichts zu sagen – und du übrigens auch nicht!«
»Du kommst gleich auf die stille Himmelstreppe!«
»Selber!«
»So sprichst du nicht mit deiner Mutter!«
»Jesus und Maria!«, unterbricht Martin das Streitgespräch,
»Jetzt ist aber mal gut! Maria, hilfst du mir vielleicht wieder beim Kochen?«
Maria nickt, schießt ein »Das Gespräch ist noch nicht zu Ende!« in Richtung Jesus und folgt Martin dann in unseren Camper.
Wir sind alle zusammen im Norden von Norwegen und probieren das erste Mal Winter-Camping aus. Hauptgrund der Reise: Trixi und ich wollen endlich Polarlichter sehen. Die letzte Woche haben wir für die Anreise gebraucht. Seit gestern sind wir auf Senja angekommen, einer mega-schönen Insel oberhalb der Lofoten. #Reiseempfehlung
»Hey Jesus«, ruft Trixi, »wenn Martin und Maria kochen, wollen wir beide dann wieder ein paar Survival-Übungen machen?«
Jesus nickt und Trixi drückt ihm kurz darauf eine große Plane und ein paar Seile in die Hand mit den Worten: »Dann fangen wir mit dem Tarp-Aufbau an.« Und ich hole ein Frisbee, um mit James zu spielen. Er liebt es einfach, durch den Schnee zu flitzen!
Wie jeden Tag haben wir uns schon am frühen Nachmittag einen Übernachtungsplatz irgendwo im Freien gesucht. Wir stehen heute auf einer Art verlassenem Gipfelpass. Früher ging hier mal eine Straße über den Berg, seit etlichen Jahren gibt es stattdessen aber einen Tunnel und deshalb ist das Plätzchen hier oben ziemlich verlassen. Gut, die ganze Insel ist einsam, aber hier ist noch mal besonders wenig los. Wir haben eine 360-Grad-Sicht auf zwei Fjorde und die weite, bergige Landschaft um uns herum. Alles ist in eine dicke Schneeschicht gehüllt.
»Hey, kurze Abstimmung«, ruft Maria und steckt ihren Kopf aus einem der Camper-Fenster. »Wer von euch ist noch gegen Reis mit Ketchup?«
Trixi, Jesus und ich heben sofort die Hand und Maria stellt fest:
»Das ist eindeutig, danke!«
Wir freuen uns einerseits total, dass Martin sich ›Das kleine Kochbuch für große Reformatoren‹ vorgenommen hat und auf der Reise für uns jeden Abend kocht. Andererseits hätte Trixi vielleicht die Gerichte in dem Buch genauer prüfen sollen, bevor sie es ihm damals zum Abschied geschenkt hatte. Also damals, als wir noch dachten, Martin und Jesus würden unsere WG verlassen und zu- rück in den Himmel gehen.
»Jesus, von wo kommt das Wetter?«, fragt Trixi den Sohn Gottes, der sich mit Plane und Seilen abmüht.
»Von da?«, fragt Jesus unsicher und zeigt hinter den Camper.
»Genau«, antwortet Trixi. »Und was heißt das für dein Tarp, das du dir gerade versuchst aufzubauen?«
Jesus denkt kurz nach »Die wetterzugewandte Seite muss ich zuerst am Boden fixieren!«
Trixi nickt und sagt: »Super. Und jetzt konzentriert weitermachen!«
Ich werfe das Frisbee und sehe James zu, wie er ihm freudig durch den Schnee hinterherrast und es dann mit einem galanten Sprung in der Luft fängt.
»Denkst du, er packt das?«, frage ich Trixi und deute auf Jesus.
»Du meinst die Übung oder die Woche in der Wildnis?«
»Beides?«
»Er hat ja eine gute Trainerin«, antwortet Trixi lachend. »Am Ende des Urlaubs ist er bereit!«
James bringt mir schwanzwedelnd das Frisbee zurück, wird mit einem Leckerli belohnt und darf gleich wieder loslaufen. Ich bin echt gespannt, wie das mit Jesus wird. Wir haben bei uns in der WG alle Staffeln der Survival-Show ›7 vs. Wild‹ gesehen. Und als man sich für die neue Staffel dann für einen Platz bewerben konnte, hat Jesus direkt hingeschrieben. Ja, und Tatsache: Keinen Tag später hat die Produktionsfirma bei ihm angerufen. Und nicht nur das: Der Titel der neuen Staffel lautet sogar jetzt ›Jesus vs. Wild‹. Jesus (und 6 weitere Kandidaten, die auch alle Jesus heißen …) werden für eine Woche im schwedischen Wald ausgesetzt. Also jeder für sich, und sie müssen eine Woche überleben. Naja, zum Glück von Jesus ist Trixi auch Wildnispädagogin und übt jetzt mit ihm fleißig für die Show.
»Essen ist fertig!«, hören wir Martins Stimme dumpf aus dem Camper. Kurz darauf öffnet sich die Tür und er kommt mit einem dampfenden Topf heraus.
Es ist zwar echt kalt, aber aus Platzgründen essen wir, wenn irgendwie möglich, draußen am Campingtisch. Wir hatten den Camper schon gebucht, bevor überraschend Maria vor der Tür stand. Naja, und es wäre schon mit vier Leuten super eng, aber zu fünft: echt teilweise eine Zumutung. Zum Glück hat sich Jesus bereit erklärt, auf dem kleinen Gang zwischen Küchenzeile und WC zu schlafen.
Jesus unterbricht das Abspannen der Plane und fragt voller Vorfreude: »Und, was habt ihr heute Leckeres gemacht?«
»Reformations-Ratatouille«, antwortet Martin strahlend. Maria klopft ihm lobend auf die Schulter und ergänzt: »Bis auf das finale Würzen hat Martin das auch echt gut hinbekommen.«
Martin lächelt stolz und bittet uns alle, Platz zu nehmen. James springt natürlich direkt wieder auf den Schoß von Jesus.
Dass sich ausgerechnet Martin Luther und Maria so gut ve stehen, hätte ich jetzt nicht erwartet. Aber wie sich kurz nach ihrer Ankunft herausstellte, war sie es, mit der Martin seit Monaten heimlich Kontakt hatte.
Wir haben Maria natürlich gefragt, warum sie aus dem Himmel zurückgekehrt ist, aber so richtig überzeugende Antworten haben wir bislang nicht erhalten. Erst meinte Martin: »Die Wege des Herrn sind unergründlich!«, woraufhin Jesus ein »Und die meiner Mutter offensichtlich auch« ergänzte.
Maria hat dann noch irgendwie versucht zu erklären: »Der Himmel kommt auf Erden und nicht umgekehrt«, aber so ganz verstanden haben wir das nicht. Wir haben bei ihr allerdings vor Kurzem reichlich Aufkleber mit #TatenstattWarten gefunden. Damit konnten wir erst mal gar nichts anfangen, aber eine kurze Recherche hat ergeben, dass das eine Aktion von Maria 2.0 ist. Eine Frauenbewegung in der katholischen Kirche, die sich für Gleichberechtigung einsetzt. Also gut möglich, dass Maria auf die Erde gekommen ist, um eine Art weibliche Reformation der katholischen Kirche anzustoßen. Das würde vielleicht auch erklären, warum so ein enger Kontakt mit Martin besteht. Wir werden das auf jeden Fall weiter beobachten!
»Ich habe uns übrigens eine Wanderung für morgen rausgesucht«, sagt Trixi. »Die Beschreibung in der App ist aber etwas komisch. Dort heißt es, dass wir über eine Koppel gehen sollen und dann steht da: ›Geht durch das enge Tor. Das weite Tor führt zum Verderben.‹«
Martin lacht.
»Was ist?«, frage ich.
»Ach nix«, antwortet er. »Ich musste nur gerade an Matthäus 7,13 denken.«
»Apropos Matthäus!«, fällt mir da ein: »Jesus, welches der ›alten Evangelien‹ würdest du eigentlich Menschen empfehlen, die gern mit dem Bibellesen anfangen würden?«
»Nicht Matthäus!«, wirft Trixi ein. »Da kommt Jesus immer so radikal rüber!«
»Und nicht Johannes«, ergänzt Maria. »Da wirkt es so, als wäre Jesus nur am Reden gewesen.«
»Und, was ist jetzt deine Antwort?«, hake ich bei Jesus nach. Aber der zuckt mit den Schultern und sagt: »Für Bibelfragen verweise ich an den Experten.«
»Ich bin für Lukas«, sagt Martin. »Und wollt ihr noch was vom Eintopf?«
Wir schütteln die Köpfe, auch wenn er wirklich lecker ist. Martin nimmt sich daraufhin direkt den Topf und isst genüsslich die Reste daraus.
»Ganz andere Frage an dich«, beginnt Trixi und zeigt auf Jesus.
»Hast du dir jetzt schon überlegt, was du für ›Jesus vs. Wild‹ an- ziehen willst?«
»Natürlich was strahlend Weißes wie damals auch!«, quetscht Martin mit vollem Mund hervor.
»Weiß? Damals?«, fragt Trixi stirnrunzelnd. Martin braucht kurz, um runterzuschlucken, und antwortet dann: »Na, Jesus hat doch schon damals quasi so ein Survival-Ding gemacht. Da ist er mit drei seiner Jünger auf einen Berg rauf. Und dann, Zitat aus Matthäus 17,2: ›Da veränderte sich sein Aussehen vor ihren Augen: Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden strahlend weiß wie Licht.‹ Ergo: Jesus’ Outdoor-Kleidung ist strahlend weiß.«
»Das wäre echt ziemlich dämlich«, kommentiert Trixi.
»Denkt ihr auch gerade an diese funkelnden Vampire aus Twilight?«, frage ich in die Runde, ohne dass mir jemand antwortet.
»Und ich werde das ganz sicher hinterher nicht für dich waschen!«, stellt Maria klar und erkundigt sich direkt im Anschluss:
»Aber deine neuen Schuhe nimmst du mit, oder?«
»Die Birkenstock-Sandalen?«, frage ich belustigt, während ich eine Mischung aus Jesus und funkelndem Twilight-Vampir mit Birkenstock-Sandalen vor Augen habe. »Die sind doch genauso wenig für eine Survival-Show geeignet wie strahlend weiße Kleidung!«
»Aber sie sind so bequem!«, verteidigt Maria ihren Vorschlag.
»Ich verstehe auch echt nicht, wieso ihr die nicht mit in den Urlaub genommen habt!«
»Na, weil es hier ungefähr so rund 30 Grad zu kalt für Sandalen ist?!«, gebe ich zu bedenken. Aber mir ist schon klar, dass ich Maria kaum überzeugen kann. Die Sandalen waren nämlich ihr Begrüßungsgeschenk für uns alle. Zitat: »Seit dem Barbie-Film tragen im Himmel jetzt alle Birkenstock statt Adiletten.«
Naja, was willste machen, wenn dir die Mutter vom Sohn Gottes ein Geschenk mitbringt und gleichzeitig bei dir einzieht? Das kannst du ja kaum heimlich im Keller verstecken. Und so sind die Birkenstock-Sandalen jetzt unsere offiziellen WG-Hausschuhe geworden. Aber für den norwegischen Winter und eine Survival- Show würde ich sie – Barbie-Film und himmlischer Schuh-Trend hin oder her – wirklich nicht empfehlen.
»So, dann habe ich noch eine andere Frage an Jesus«, unter- bricht Trixi meine Gedanken. »Du sitzt doch an neuen Ich-bin- Worten. Wie ist das mit dir und der Natur? Könntest du nicht sowas sagen wie: ›Ich bin in der Natur‹ oder so?«
Jesus denkt kurz nach, schüttelt dann den Kopf und sagt:
»Nein, ich glaube, das würde nicht passen.«
»Wirklich nicht?«, frage ich zurück. »Also ich habe schon oft das Gefühl, dass ich mich in der Natur dir bzw. deinem Vater irgendwie besonders nahe fühle.«
Fiep.
Macht James auf sich aufmerksam.
Martin hält ihm den leeren Topf hin: »Alle!«
James guckt ihn vorwurfsvoll an. Labradore und schwergewichtige Reformatoren haben erstaunliche Gemeinsamkeiten. Beide können auf jeden Fall nie genug zu essen kriegen. Fragt sich nur noch, wer eigentlich von wem abstammt.
»Genau das ist aber der Punkt«, antwortet Jesus. »Du fühlst dich meinem Vater nahe. Nicht mir. Ich habe mit der ganzen Schöpfung an sich ja nicht direkt etwas zu tun.«
»Weil du einfach nie in einen der Schöpferkurse gehen wolltest«, fügt Maria hinzu.
»Schöpferkurse?«, frage ich nach, weil ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich das gerade richtig verstanden habe.
»Ja!«, bestätigt Jesus. »Mein Vater wollte unbedingt, dass ich so einen Schöpferkurs mitmache. Aber das war nichts für mich und so hat er dann mit dem Dritten im Bunde, also der göttlichen Energie, die ganze Schöpfung gemacht.«
»Und deshalb finden wir in der Natur eher deinen Vater als dich?«, fragt Trixi.
Jesus nickt und ergänzt: »Genau. Mein Vater liebt es zu schöpfen! Und je unberührter die Natur ist, je natürlicher die Umwelt, in der du bist, desto eher kannst du meinen Vater spüren. Also wenn du jetzt z.B. in einer Stadt mit vielen Häusern bist: Dann ist ganz viel Menschengemachtes um dich herum. Aber hier in der Natur? Du kannst zu dem Baum da hinten gehen und weißt: Der ist von meinem Vater.«
Ich betrachte den Baum, der in einiger Entfernung steht, und denke mir, dass ›Jesus vs. Wild‹ dann glatt noch eine zweite Bedeutung bekommt. Also dann sind die Natur und Jesus ja fast wie zwei konkurrierende Möglichkeiten, seinem Vater näher zu kommen.
Aber bevor ich den Gedanken richtig zu Ende denken kann, steht Maria auf und ordnet an: »So, die Männer gehen jetzt dort- hin, wo sie hingehören: in die Küche – und machen den Abwasch.« Wir drei versuchen es lieber gar nicht erst mit Widerworten.
Wie sich in den letzten Wochen herausgestellt hat, kann Maria durchaus resolut sein. Und Männer hat sie auf jeden Fall ganz besonders im Griff. Ich habe mich noch nicht getraut zu fragen, ob im Himmel eigentlich die Frauen längst das Sagen haben und Jesus und Martin vielleicht deshalb auf die Erde zurückgekommen sind.
Aber vielleicht ist sie ja auch nur hier, um Jesus zurückzuholen? Vor rund 2000 Jahren ist Jesus’ Familie schon einmal zu ihm gekommen, um ihn nach Hause zu holen. Gut, damals dachten sie, dass er verrückt geworden war – was sich zum Glück als Irrtum herausstellte. Während Martin, Jesus und ich brav abwaschen, beobachten wir, wie Maria und Trixi draußen Schneeengel machen. Sie versuchen offensichtlich, James auch zu einem zu animieren. Bislang erfolglos.
»Sagt mal«, frage ich meine Abwasch-Mitstreiter, »gibt es eigentlich Engel?«
Just in diesem Moment pinkelt James ausgiebig direkt in die Mitte von Trixis Schneeengel.
»Also einen gelben Engel gibt es jetzt auf jeden Fall«, antwortet Jesus lachend.
»Und im Ernst?«
»Wenn du fragst, ob Engel in dem Sinne real sind wie du und ich – dann nein«, erklärt mir Jesus. »Meinem Vater Josef ist ein Engel im Traum erschienen. Das war also keine Person im eigentlichen Sinne. Aber ehrlich, ich sage dir: Engel sind sozusagen eine Kommunikationsform meines Vaters mit euch Menschen.«
Martin klopft mir mit seiner Hand voller Spülmittelschaum auf die Schulter und ergänzt: »Jonas, es gibt da so einige himmlische Wesen und Dinge, die habe ich auch erst richtig verstehen können, als ich selbst im Himmel war. Aber ich kann dir sagen: Es gibt wirklich Engel. Nur sind sie so anders als wir Menschen, dass es kaum beschreibbar ist, wie sie sind.«
Ich nicke und muss unwillkürlich an Außerirdische denken, die ich mir manchmal genau so vorstelle. Also dass sie so anders sind, dass wir Menschen sie gar nicht wahrnehmen, geschweige denn mit ihnen kommunizieren können.
»Außerirdische?«, fragt mich Jesus skeptisch, der natürlich auch beim Abtrocknen fleißig Gedanken mitliest.
»Ja«, sage ich. »Jetzt stelle ich mir gerade Engel wie Außerirdische vor.«
Jesus lacht und antwortet: »Da tust du aber den Außerirdischen keinen Gefallen!«
Ich verschlucke mich spontan. Hat Jesus gerade die Existenz von außerirdischem Leben bestätigt?
»Klar gibt es auch Leben außerhalb der Erde«, antwortet Jesus lächelnd auf meine Gedanken. »Glaubst du wirklich, dass mein Vater so ein riesiges Weltall nur für eine einzige Welt geschaffen hat? Wie gesagt: Mein Vater liebt es zu schöpfen und er kann davon gar nicht genug bekommen!«
Trixi klopft an die Scheibe. Martin öffnet und fragt: »Na, was gibt’s?«
»Maria hat mich gerade gefragt, was das Lustigste ist, was wir bislang mit Jesus erlebt haben. Was denkt ihr, Jungs?«
Dann guckt mich Trixi an und fragt Martin und Jesus: »Was habt ihr denn mit dem gemacht?«
»Ach, Jonas muss nur verarbeiten, dass sich die Sonne nicht um die Erde dreht«, antwortet Martin. »Und ich weiß übrigens etwas sehr Lustiges, was wir alle mit Jesus erlebt haben: Als wir auf der Interrail-Reise in Edinburgh auf dem Fringe-Festival waren und du an einem Abend das Programm für uns rausgesucht hast.«
Trixi beginnt, breit zu grinsen, bedankt sich, geht zu Maria zu- rück und erzählt ihr sicherlich von dem Abend, als wir – laut Trixi aus Versehen – in einer männlichen Striptease-Show gelandet sind und ausgerechnet Jesus unter seinem Stuhl die Mitmachkarte liegen hatte. Ich bin bis heute dankbar, dass die Karte nicht unter meinem Stuhl lag.
»Lag sie«, antwortet Jesus auf meine Gedanken.
»Was?«, frage ich.
»Ich wusste, dass es für dich die Hölle wäre und habe die Karte unter meinen Stuhl geschoben«, erklärt mir Jesus.
Ich schaue ihn erstaunt an. Also, zuzutrauen wäre es ihm ja!
»Du solltest mir und meinem Vater so ganz grundsätzlich immer alles zutrauen«, antwortet Jesus und lässt das Spülwasser dann ab.
»Team Abwasch – das war eine Glanzleistung!«, stellt Martin für uns fest, während draußen Trixi Maria um den Hals fällt, sie ziemlich lang und doll drückt und dann irgendwas heimlich in ihrer Jacke verschwinden lässt.
Den Rest des Tageslichtes nutzen wir für eine kleine Wanderung bzw. Erkundungstour durch die Gegend in der Nähe. Bei Einbruch der Dunkelheit machen wir es uns im Camper so gut es geht gemütlich und starten unser tägliches Abendritual: Wir spielen und warten auf die Polarlichter.
In unserer Polarlicht-App hat Trixi gesehen, dass für heute Abend einer der stärksten Sonnenstürme seit Jahren angesagt ist und den wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Wir sind zumindest voller Hoffnung – und tatsächlich dauert es nicht lange und die App empfiehlt uns, schleunigst rauszugehen.
Wir sind keine zwei Minuten draußen, da rennt Trixi noch mal schnell aufs Klo. Aktueller Stand am Himmel: kleine weiße Punkte auf schwarzem Hintergrund.
Und da gibt es noch anderes Leben? Das auch von Gott gemacht ist?
Plötzlich höre ich eine Tür im Camper laut knallen und sehe dann Trixi aus dem Camper stürmen. Sie rennt auf mich zu, nein sie hopst und springt regelrecht. Als sie bei mir ankommt, hält sie mir irgendein kleines Ding vor die Nase. Noch bevor ich es erkennen kann, platzt es aus ihr heraus: »Ich bin wieder schwanger! Es ist wirklich so, wie Maria es mir vorhin angekündigt hat!«
Ich schaue zu Maria, die mir zuzwinkert. Dann zu Trixi, deren gesamtes Gesicht auf maximale Glückseligkeit geschaltet ist. Zu Martin und Jesus, die mir nickend zulächeln. Zu James, der um uns herumspringt und -wuselt, weil er vermutlich spürt, dass gerade irgendwas passiert.
Und dann beginnt eines der schönsten und wunderbarsten Erlebnisse meines Lebens. Es ist, als würde der Schöpfer himself sich in diesem Moment mit uns freuen, denn auf einmal erscheinen am gesamten Himmel Polarlichter. In allen möglichen Farben tanzen sie um uns herum und mein Herz hüpft, wie es das schon lange, ja vielleicht sogar noch nie getan hat.
Ich drücke Trixi so fest ich kann an mich.
»Hey aufpassen!«, sagt sie mit gespielter Entrüstung. »Da ist unser kleines Kind in mir.«
Ich lächle, lasse sie los, greife nach ihrer Hand und dann genießen wir für die nächsten Minuten mit offenen und staunenden Mündern diese außergewöhnliche himmlische Vorstellung.
Für diesen Moment durchflutet mich das Glück. Für diesen Moment fühlt sich einfach alles richtig und gut an. So erhaben, so ergreifend ist das Naturschauspiel. Ich werfe einen flüchtigen Blick auf Jesus und ich meine, Tränen zu erkennen, die an seinen Wan- gen hinablaufen.
Als er bemerkt, dass ich ihn beobachte, flüstert er mir mit brüchiger Stimme zu: »So fühlt es sich an, die Nähe meines Vaters zu spüren.«
Ich sehe, wie Maria zu Jesus geht, ihm erst ganz vorsichtig eine Hand auf die Schulter legt und ihn dann langsam in den Arm nimmt. Jesus lächelt sie mit Tränen in den Augen an und sagt:
»Schön, dass du da bist, Mama.«
Maria lächelt zurück und antwortet ihm leise: »Danke dir. Aber über das Tattoo müssen wir trotzdem noch reden!«
Jesus schmunzelt und dann heben die beiden wieder ihre Köpfe und bestaunen die Polarlichter, die in 360-Grad um uns herum tanzen.
»Es fühlt sich an, als würde ich Bungee springen«, sagt Trixi leise neben mir.
»Was meinst du?«, frage ich zurück.
»Es hat sich für mich mit den Fehlgeburten echt so angefühlt, als würde ich einfach nur fallen. Und manchmal habe ich mich gefragt, wie weit das noch in die Tiefe geht. Aber gerade denke ich, dass ich vielleicht lange gefallen bin, aber auch die gesamte Zeit an einem Bungee-Seil gesichert war, und zack, genau in diesem Moment, werde ich wieder hochgeschleudert.«
»Ich bin dein Bungee-Seil«, flüstert Jesus uns zu.
Maria schüttelt den Kopf und flüstert zurück: »Das ist kein guter Vergleich! Dir ist schon klar, dass man am Ende vom Bungee-Sprung unten irgendwo rumhängt? Da denk lieber noch mal drüber nach.«
»Egal, wie gut der Vergleich ist«, sagt Trixi leise. »Ich genieße den Höhenflug.«
Ich folge Trixis Blick nach oben. Manchmal denke ich mir, dass mir dieser Gott einfach zu groß ist, um das auch nur ansatzweise verstehen zu können. Ich meine: Ich schaue gerade in eine gefühlte Unendlichkeit. Mit wer weiß wie vielen Sternen und was weiß ich, vielleicht allen möglichen Lebensformen. Und irgendwie soll Gott als Schöpfer hinter all dem stecken? Ganz ehrlich: Das ist mir zu groß und zu weit und sprengt die Rechenleistung meines Gehirns.
Und gleichzeitig fühle ich mich diesem Gott in diesem Moment so unendlich nah. Als wäre er ganz hier. Als würde er direkt neben Trixi und mir stehen. Ja, ich fühle mich für diesen Moment so, als wären wir miteinander verbunden.
»Danke«, flüstere ich den tanzenden Himmelslichtern leise entgegen.
Und es mag natürlich Einbildung sein, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass mir eines der Polarlichter gerade zugelächelt hat.
Dir hat das gefallen?
Dann freue ich mich natürlich, wenn du mehr über „Jesus, der Hund muss raus“ erfahren möchtest.