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Ich liebe dich.

Ich habe in dieser Woche meine Mutter verloren. Plötzlich und unerwartet. Ich schreibe euch das nicht, weil ich euer Mitgefühl will. Ich habe auch lange überlegt, ob ich überhaupt öffentlich darüber schreiben möchte. Aber ich möchte es – aus einem ganz bestimmten Grund.

Ich habe lange überlegt, ob ich öffentlich über den Tod meiner Mutter schreiben möchte. Denn einerseits gäbe es unendlich viel zu sagen und gleichzeitig scheint jedes Wort schon zu viel. Der Schmerz fühlt sich unerträglich an. Fragen kreisen in einer Dauerschleife. Aufwachen und nach einer klitzekleinen Sekunde sich wieder bewusst sein, dass das alles wirklich geschehen ist.

Aber ich schreibe euch nicht wegen all dieser Dinge, sondern weil es mir irgendwie wichtig ist euch das „mitzugeben“, was mich glaube ich seit dem Tod meiner Mutter am meisten beschäftigt: Mir ist bewusst, dass wir nicht in einer dauerhaften „Todes-Erwartungshaltung“ leben können. Damit meine ich: wir können nicht immer so leben, reden und handeln als wäre vielleicht schon morgen keine Möglichkeit mehr sich etwas zu sagen oder zu zeigen.

Aber ich kann es drehen und wenden wie ich will: ich wünsche mir so sehr, ich hätte meiner Mutter häufiger gesagt, dass ich sie liebe. Es nicht nur gedacht und gefühlt, sondern viel häufiger auch einfach klar heraus gesagt oder geschrieben.

Deshalb: was immer ihr auch gerade macht, was immer gerade für ein Tag für euch ist. Ich glaube heute ist ein guter Tag, um den Menschen, die ihr liebt, genau das zu sagen oder zu schreiben: Ich liebe dich.

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2 Comments

  1. Boike Jacobs says:

    So ist es mir nach dem plötzlichen Tod meiner Mutter auch gegangen. Wir hatten eine Woche zuvor noch eine dieser Grundsatzdebatten, von denen ich seither jedem Menschen abrate. Was hätte ich ihr stattdessen sagen können: Danke für alles! Ich liebe Dich! In den ersten zwei Jahre habe ich immer wieder bitterlich um sie geweint und denke auch heute noch, dass es unbedingt eine Auferstehung, ein Wiedersehen nach dem Tod geben muss, damit wir uns nicht mehr als Mutter und Tochter in problematischen Zeiten begegnen, sondern als zwei Geschöpfe, die sich sehr nahe stehen und sich uneingeschränkt aneinander freuen dürfen.

  2. Dieter Worch says:

    Lieber Jonas,

    von meiner Mutter habe ich gelernt:Wenn ein Kind geboren wird, stirbt ein Mensch aus Deiner Umgebung.
    Im letzten Vierteljahr sind 3 Menschen in meiner engen Umgebung gestorben.
    Ich bin 78 Jahre und ich merke, dass es langsam dem Ende entgegen geht.
    Aber ich fürchte den Tod nicht.Ich habe ein schönes Leben gehabt und bin meinem Gott dankbar für jeden Tag.Und ich freue mich immer wenn ich etwas von Jonas höre und das er eine Familie hat.Wie schön, dass Deine Mutter die Geburt des Enkelkindes noch erlebt hat.So konnter sie sich noch daran erfreuuen. Trauert und freut Euch zugleich.Das ist unser Leben.
    Ich würde mich freuen, wenn ich es noch schaffe Euch zu begegnen.
    Liebe Grüße

    Dieter Worch

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